Zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik[Bearbeiten]
In der Kunstpädagogik treten Kunst und Pädagogik in ein enges Verhältnis. Sie sind jeweils komplexe und vielfältige Disziplinen, die mitunter sogar in einem widersprüchlichen Verhältnis stehen. Die grundlegende Schwierigkeit bei der Beziehung von Kunst und Pädagogik besteht darin, dass Kunst nahezu gesetz- und grenzenlos ist. Kunst muss und will teilweise auch nicht verstanden werden und wirkt oftmals auf emotionale, beziehungsweise ganzheitliche Weise. Pädagogik hingegen hat einen rationalen Anspruch.
Gunter Otto vs. Gert Selle[Bearbeiten]
Gunter Otto entwickelte in den 1970er Jahren ein didaktisches Konzept zur ästhetischen Erziehung, das die Lehrbarkeit der Kunst bejaht und im Rahmen der Allgemeinbildung als Schlüsselqualifikation fordert.[7] Dies beinhalte zum einen den Prozess der praktischen Bildproduktion und die Deutung der eigenen Werke durch eigene Erfahrungen und eigenes Bildverständnis, zum anderen die Betrachtung und Deutung der Werke anderer. Gert Selle widersprach diesem Konzept[8] und war der Meinung, dass vor allem Gegenwartskunst nicht auslegbar sei, worauf die Kunstpädagogik indes großen Wert lege; vielmehr seien individuelle Erfahrungen im ästhetischen Prozess der Annäherung an Kunst zu machen, ohne von einem Lehrer gelenkt zu werden.
Seit diesem Disput zwischen Otto und Selle in den 1980er Jahren hat sich im kunstpädagogischen Diskurs einiges getan. Vertreter der Bildorientierung berufen sich in weiten Teilen auf die verstehensorientierte Kunstdidaktik Ottos, innerhalb der Biographieorientierung oder der künstlerischen Bildung ist zu beobachten, dass hier versucht wird, die beiden sich gegenüberstehenden Positionen Ottos und Selles miteinander zu integrieren. Darüber hinaus gibt es vielfältige Forschungsansätze an den Universitäten zur zeitgenössischen Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, die Gunter Otto und Gert Selle längst überholen (z. B. Universität der Künste Berlin oder ZhdK Zürich).